Schnorcheln mit Walhaien kann man an keinem Ort der Welt besser als in Dschibuti – mit diesen majestätischen Kreaturen durchs Wasser zu schweben, ist eine einzigartige Erfahrung. In Dschibutis Gewässern warten unter der Oberfläche eine große Auswahl an Tauchabenteuern, eine großartige Mischung aus versunkenen Schiffswracks und Riff-Tauchgängen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Und das Beste: Es gibt keine Menschenmassen, mit denen man die Erfahrungen teilen muss.
Die besten Tauchgänge finden in der Nähe der Inseln Musha und Maskali im Golf von Tadjoura statt. Hier findet man viele Plätze für Taucher mit jedem erdenklichen Erfahrungslevel. Die außergewöhnliche Artenvielfalt, die unglaublich gesunden, paradiesischen Riffe und die Abwesenheit anderer Taucher machen diese Unterwasserwelt so einzigartig und attraktiv. Und wie auch auf Dschibutis Festland, verleiht ein Hauch von Abenteuer den Tauchgängen die richtige Würze. Manche Riff-Touren enthalten den Tombant Point, der mit seinen gesunden Korallen und seinem reichen Unterwasserleben begeistert, oder den Canyon, eine ruhigere Stelle, die für Anfänger geeignet ist. Eine Erkundung der Gegend „Les Patates Air France“ lohnt sich ebenfalls. Besonders im März und April, wenn sie sich paaren, kann man hier riesige Schwärme von Zackenbarschen beobachten.
Auch die große Zahl gut erhaltener Schiffswracks macht die Unterwasserwelt von Dschibuti attraktiv. Wrack-Kenner schwören auf das monströse Le Faon, ein 120 Meter langes Frachtschiff, welches in 27 Metern Tiefe auf dem sandigen Boden liegt und mit der Zeit von der Unterwasserbevölkerung eingenommen wurde. L’Arthur Rimbaud, ein Schlepper, der im Jahr 2005 sank, ist ein anderes Highlight, sowie die in der Nähe liegende Nagfa, ein kleines, in 32 Metern Tiefe liegendes äthiopisches Boot.
Ein außergewöhnliches Erlebnis ist das Schnorcheln mit den Walhaien, die die Bucht Ghoubet im Westen des Golfs von Tadjoura besiedeln. Die gewaltigen, stillen Tiere verlassen jährlich ihre normalen Futterstellen, um sich in den warmen Gewässern Dschibutis zu paaren und ihre Nachkommen zur Welt zu bringen. Während der Hochsaison (November bis Januar) stellt sich nicht die Frage, ob man Walhaie zu Gesicht bekommen wird, sondern eher wie viele. Teilweise tummeln sich bis zu zehn Tiere in unmittelbarer Ufernähe. Über diesen Giganten schnorchelnd im Wasser zu liegen, ist ein Erlebnis, das sich unauslöschlich in dein Gedächtnis brennen wird. Die Anmut, mit der sich die Tiere bewegen, ihre lebhaften Flecken (die der Grund für den Spitznamen „Dominos“ sind) und ihre unglaubliche Masse wird dich zurück in die Zeit der Dinosaurier und der fabelhaften Seeungeheuer katapultieren.
Solch ein enger Kontakt mit Wildtieren ist ein schwieriges Thema. Es gibt viele unprofessionelle Betreiber rund um den Erdball, die Walhai-Touren anbieten, aber einige lokale Touranbieter in Dschibuti haben bewährte Methoden für solche Touren entwickelt: Halte dich an etablierte Einrichtungen, die umweltverträglich arbeiten und sich an Vorschriften halten, wie zum Beispiel „Dolphin“. Besucher müssen eine Schwimmweste und einen Neoprenanzug tragen, eine respektvolle Distanz zu den größten Fischen der Welt halten und dürfen sie weder füttern noch unter ihnen her tauchen. Und nein, du darfst dich nicht an ihrer Rückenflosse durchs Wasser ziehen lassen.
Wer eine beeindruckende Ansammlung von Tiefsee-Tauchzielen sehen möchte, trifft mit den Sawabi-Inseln die richtige Wahl. Eingeschlossen im Engpass zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden ertragen die „Sieben Brüder“ die volle Wucht der brausenden Strömungen, die sie zweimal täglich überschwemmen. Kaltes, grünliches Wasser peitscht gegen die steinigen Plateaus und nährt so die Korallen und die anderen Lebewesen, die sich von Plankton ernähren. Die sieben Riffe unterscheiden sich sehr von einander. Von Rhounda Dhabali, karg und größtenteils unfruchtbar, bis zu Rhounda Khomaytou, wortwörtlich schäumend vor Leben, ist alles dabei. Es gibt seichte Gärten wie den Japanischen Garten, der tags von Spanischen Tänzerinnen, einer speziellen Art von maritimen Nacktschnecken, und nachts von Hummern aufgesucht wird.
Es gibt außerdem starke Gefälle, wie zum Beispiel am östlichen Meeresrücken von Rhounda Khomaytou, der mit riesigen Zackenbarschen, Schwärmen von Stachelmakrelen, Barrakudas und übergroßen maritimen Nacktschnecken aufwartet, die nirgendwo sonst im Roten Meer auftreten. Auch Spezies des indischen Ozeans behaupten sich hier, es gibt Hornmuränen, Drückerfische und Süßlippen in Fülle. Außerdem gibt es ein Schiffswrack, La Dame Blanche, welches gut zu erkunden ist und in ungefähr 25 Metern Tiefe liegt. Jedoch ist das Tauchen rund um die Sawabi-Inseln wegen des rauen Seegangs und der starken Strömungen nichts für zaghafte Taucher. Aufgrund der großen Distanz zum Festland ist es üblich, an Bord eines Bootes zu wohnen und die Inseln so zu erkunden.
Obwohl die Gewässer von Dschibuti das ganze Jahr über gut erkundbar sind, ist die beste Saison fürs Tauchen von November bis März. In den Monaten Juli und August kann es vorkommen, dass das Meer zu unruhig zum Tauchen ist. Man sollte wissen, dass die Sichtweite nur selten die 15-Meter-Marke überschreitet (und an bestimmten Stellen zu bestimmten Jahreszeiten auf 5 Meter sinken kann). Die Meeresströmungen ändern sich häufig, jedoch sind sie generell kaum wahrnehmbar bis sehr mild. Eine Ausnahme bieten da die Gewässer bei den Sawabi-Inseln, wo starke Strömungen nicht unüblich sind. In den kältesten Monaten (Dezember bis März) schwanken die Wassertemperaturen zwischen 25°C und 27°C, während die Wassertemperaturen im Sommer zwischen 27°C und 29°C liegen. Man benötigt nicht mehr als einen 3mm-Neoprenanzug.
Es gibt in Dschibuti nur eine professionelle Tauchschule an Land, Dolphin in Dschibuti City. Sie ist zertifiziert von CMAS und PADI, zwei international angesehenen Agenturen. Die Ausrüstung ist gut gepflegt, die Einrichtungen sind gut ausgestattet und die Mitarbeiter sind freundlich, sachkundig und sprechen hervorragendes Englisch. Dolphin organisiert Tauchgänge, Schnorcheltouren und (zwischen November und Januar) Walhaitouren. Wenn du auf so viel Tauchen wie möglich aus bist, bietet sich eine Tour an, bei der man an Bord eines Schiffes lebt und mehrere Tauchgänge pro Tag und sogar einige in der Nacht macht. Eine Sechs-Tages-Tour ist eine tolle Möglichkeit, den Golf von Tadjoura und die Sawabi-Inseln zu erkunden und so von den besten Tauchstellen Dschibutis zu profitieren. Außerdem vermeidet man auf diese Weise lange Bootsfahrten von und nach Dschibuti City und macht so das Beste aus seinem Tauchurlaub. Es werden auch kürzere Touren angeboten, die zwei bis vier Tage dauern. Ein professioneller, seriöser Anbieter ist neben Dolphin auch Siyyan Travel & Leisure. Beide haben sehr komfortable Yachten mit privaten Badezimmern. Während der Walhai-Saison werden Walhai- und Tauchtouren oft kombiniert. Diese Anbieter organisieren neben den Tauchtouren auch Schnorcheltouren.
Text: Jean-Bernard Carillet
Übersetzung: Katrin Dorfs