SchottlandEdinburgh: Festivals das ganze Jahr

The Royal Edinburgh Military Tattoo - (Foto:©Stephan Goldmann)
The Royal Edinburgh Military Tattoo - (Foto:©Stephan Goldmann)

Edinburgh ist Europas Festival-Hauptstadt. Rund ums Jahr feiert die schottische City Kunst und Kultur in allen Ausprägungen. Hier steht, was wann läuft.

Es gibt ein geflügeltes Wort der Bewohner von Edinburgh: "Everything is twenty minutes away". Heißt: Schottlands Hauptstadt lässt sich wie nur wenige Städte zu Fuß erkunden, Alles ist in Laufweite. Das gilt auch für Museen und Veranstaltungsbühnen.

Auch deswegen hat sich Edinburgh über die Jahrzehnte zu einer wahren Festival-City gesteigert - manche behaupten gar "the world's leading festival city". Musik, Film, Theater, Traditionen, Wissenschaft oder einfach nur der Jahreswechsel - in Edinburgh wird ein Festival daraus.

Doch was konkret lässt sich erleben? Hier kommen die vier Jahreszeiten der Festivals in Edinburgh.

Winter: Edinburghs Feste erhellen die Nacht

Die lange Dunkelheit des Winters erhellen die Schotten in ihrer Hauptstadt mit einem extra langem Weihnachtsmarkt. Bereits Mitte November geht es los und er schließt erst Anfang Januar wieder.

Ein besonderes Spektakel ist Hogmanay - das Silvester der Schotten. Geschlagene drei Tage feiert Edinburgh in das neue Jahr hinein. Hogmanay beginnt am 30. Dezember mit einem Fackelzug. Die Straßenparty zum 31. Dezember ist riesig und wird von mehreren Band an unterschiedlichen Orten begleitet.

Berüchtigt ist der am nächsten Tag stattfindende "Loony Dook", frei übersetzt: "die Beklopptentunke". Am Neujahrsmittag treffen sich die verkaterten Schotten an der Forth Rail Bridge außerhalb der Stadt, um sich in die eisige Nordsee zu werfen. Und das teils bunt kostümiert.

Wenn aber nach der ersten Januarwoche der Weihnachtsmarkt seine Pforten schließt, wird es in Edinburgh erst einmal ein paar Wochen ruhig. 

Frühling: Mit dem Grün blüht das Wissen

Zwei Wochen im April gehören immer der Lust an der Wissenschaft. Das Edinburgh International Science-Festival bietet dabei nicht nur Diskussionen und Vorträge, sondern auch Workshops und Vorführungen für Kinder.

Den April beendet das Beltane Fire Festival, das offiziell den Frühling einläutet. Es geht zurück auf die keltischen Feiertage und feiert mit Feuer, Artistik und bunten Kostümen den Einzug der wärmeren Jahreszeiten.

Die Woche Ende Mai bis Anfang Juni gehört den Kindern auf dem International Children Festival. Mit Theater, Kunst und Shows für die ganz Kleinen bis ins Teenageralter. 

Sommer: Die ganze Festivalpracht entfaltet sich

Ab Ende Juni geht es dann richtig rund. Zunächst startet das Edinburgh International Film Festival, auf dem in den letzten Jahren so manche Premiere stattgefunden hat, die anschließend in der Filmwelt für Furore sorgte. Mit Ratatouille, Little Miss Sunshine und Billy Elliot sollen hier nur drei Beispiele genannt sein.

Mitte Juli schweben die Klänge des Edinburgh Jazz & Blues Festival durch die Straßen der Stadt. Elf unterschiedliche Bühnen teilen sich die weit über Hundert Auftritte bekannter und neuer Künstler.

Der August schließlich treibt es auf die Spitze. Fünf Festivals laufen in dem Monat gleichzeitig ab.

Den Start macht das Edinburgh Art Festival, das vor allem modernen Künstlern eine Bühne gibt. Jungen Kunststudenten ebenso wie bereits berühmten Namen. Ganz gleich, ob sich die Kunst in Installationen, auf Fotopapier, Leinwand oder gar Kleidung manifestiert, quer durch die Stadt finden sich Ausstellungen in kleinen und großen Galerien und Museen. Die meisten Ausstellungen sind kostenlos. Sehr begehrt sind die einmal wöchentlich stattfindenden geführten Spaziergänge zu verschiedenen Ausstellungen.

Zeitgleich beginnen dann drei weitere Festivals: Das Edinburgh International Festival gibt es bereits seit 1947. Es zeigt hochwertige Theater-, Musical-, Ballet- und Musikaufführungen. Die Karten sind begehrt und kosten in manchen Fällen um die hundert Pfund. Die Künstler sind sorgfältig ausgewählt - heißt: nicht jeder darf mitmachen. Und das hat schon damals viele junge und alternative Künstler geärgert.

Als Gegenbewegung hat sich der Edinburgh Festival Fringe etabliert. "Fringe" ungefähr "Randbezirk", gemeint ist der Randbezirk des International Festival. Der Fringe verspricht auch heute noch, dass jeder teilnehmen kann, der eine Bühne für seinen Auftritt organisieren kann. Diese Bühnen finden sich oft in alten Gebäuden, die zu Veranstaltungsorten umfungiert wurden. Die Zuschauer wissen oft nicht, was auf sie zukommt. Und so landen sie in ganz neuartigen Zaubershows, im experimentellen Theater oder vor monologisierenden Schauspielern. Auf jeden Fall werden sie dabei aber inspiriert und emotionalisiert.

Wer es dagegen ganz sicher, handverlesen und eher traditionell mag, kauft sich eine der begehrten Karten für The Royal Edinburgh Military Tattoo. Militärkapellen aus der ganzen Welt marschieren und musizieren hier präzise choreographiert über den Paradeplatz vor Edinburgh-Castle. Soldaten auf Kamelen sind hier möglich, Kapellen mit Dudelsäcken gewiss. Unterstrichen wird die Performance der Musikanten noch durch eine aufwendige Lichtshow und einem Feuerwerk am Ende.

Wesentlich stiller geht es auf dem fünften Festival im August zu, dem Edinburgh International Book Festival. Mit Lesungen und Interviews lernen Besucher hier die Größen und Newcomer der Literatur kennen. Oder lesen einfach nur auf dem Gras des Charlotte Square.

Herbst: Ausklang mit Feuer

Der September nimmt nach dem hektischen August eine Auszeit, ehe der Oktober mit das Jahr abrundet: Das Scottish International Storytelling Festival präsentiert Barden und Geschichten-Erzähler, die das Publikum durch ihre Kunst in den Bann schlagen.

Am Ende des Herbsts wird es dann noch einmal feurig, wenn zu Helloween die keltischen Gottheiten und Fabelwesen beim Samhuinn Fire Festival über Edinburghs Royal Mile ziehen und den Sommer endgültig verabschieden.

Reisetipps

Ab Juni aufwärts und besonders im August werden die Unterkünfte knapp. Wer Edinburgh in dieser Zeit aufsuchen will, sollte vorausplanen und bereits im Winter buchen. Das gilt auch für die Karten des International Festival. Vor allem aber die Tickets für The Royal Edinburgh Military Tattoo sind begehrt. Der Vorverkauf startet bereits Anfang Dezember des Vorjahres.

Die offizielle Seite, die alle Festivals außer Beltane und Samhuinn versammelt, ist hier zu finden:

www.edinburghfestivalcity.com/de

Die Veranstaltungen des Edinburgh Festival Fringe und einige des International Festivals sind ohne Platzkarten. Hier lohnt es sich eine halbe Stunde vor Beginn am jeweiligen Theater zu sein, um einen guten Platz zu erheischen. Anders beim Royal Edinburgh Military Tattoo. Hier stehen die Leute schon eine Stunde und länger auf der Straße an - umsonst. Denn die Tickets haben alle einen Sitzplatz zugewiesen. Hier reicht es eine Viertelstunde vorher auf den Platz zu kommen.

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Text: Stephan Goldmann

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