USAGrand Canyon - so wird ein Kurztrip zum unvergesslichen Erlebnis

Spektakulärer Blick über den North Rim des Grand Canyon vom Toroweap Overlook - (Foto: ©Piriya Photography/Getty Images)
Spektakulärer Blick über den North Rim des Grand Canyon vom Toroweap Overlook - (Foto: ©Piriya Photography/Getty Images)

Der Grand Canyon ist riesig und verdient mehr als ein paar kurze Stopps an den Aussichtspunkten. Wir zeigen, wie und wo du den Grand Canyon wirklich erlebst.

Wer unvorbereitet zum Grand Canyon aufbricht, gerät unversehens in den Strom der anderen Besucher. Das kann schnell ziemlich ernüchternd und auch nervig sein. Denn die Massen fahren in langsamen Kolonnen durch den zweifelsohne beeindruckenden South Rim. Sie halten dabei alle an den gleichen Aussichtspunkten und schießen fast immer die gleichen Fotos. Um hingegen spektakuläre und noch weniger bekannte Aussichten allein genießen zu können, lohnt es sich, im Vorfeld etwas Zeit in die Planung zu investieren. Erst damit kommt das richtige "Grand Canyon Feeling" auf.

Die schönsten Plätze des Grand Canyon lassen sich mit etwas Vorbereitung sogar bei einem relativ kurzen Ausflug entdecken. Es kommt nur darauf an, zu wissen, wie. Eazeliff, ein erfahrener Guide, der auch in verschiedenen Foren aktiv ist, hat uns seine Insider-Tipps zu Highlights und Outdoor-Abenteuern im Grand Canyon verraten. Sie machen selbst einen Kurztrip garantiert zu einem unvergesslichen Erlebnis fernab vom Massentourismus.

Den richtigen Eingang nehmen

Von Flagstaff kommend, nehmen die meisten Besucher den Highway 180 North in den Grand Canyon National Park. Eazeliff schlägt eine alternative Route vor. Dieses erste Abweichen von der ausgefahrenen Touristenlinie markiert den Startpunkt der Abenteuertour - und zwar per Highway 89 North nach Cameron. Von dort geht es durch den weniger genutzten sogenannten East Entrance, auch Desert View genannt, in den Nationalpark.

Wer in Cameron gegen Mittag eintrifft, legt einen Stopp in der Cameron Trading Post für eine lokale Spezialität ein: Navajo Tacos, hausgemachtes Frybread mit grünem Chili und Taco-Fixings. Nach einer derartigen Stärkung geht es weiter hinein in den Park. Entlang der Straße bieten unterschiedliche Aussichtspunkte bereits sagenhafte Blicke auf die Little Colorado River Gorge. Anschließend lässt sich von dort aus der Desert View und der Grandview Point entlang des East Rim erkunden.

In den Grand Canyon hinabsteigen

Die Aussicht vom South Rim über die weitläufigen Panoramen der faszinierenden Landschaft ist bereits spektakulär. Wer jedoch den Canyon wirklich erleben und spüren möchte, sollte wenigstens eine kurze Wanderung nach unten machen, direkt in den Grand Canyon hinein. Von dort ergibt sich eine völlig neue und atemberaubende Perspektive.

Eazeliff empfiehlt, den Blick von der spektakulären Totalansicht auch auf die kleinen, sehenswerten Details zu richten. Dort entfaltet sich die wahre Schönheit des Canyons, beispielsweise in einer am Moran Point zwischen Felsspalten wachsenden Kiefer. Die Felsen hängen in einem beeindruckenden Winkel in der Steilwand, während sich im Gegenlicht des frühen Morgens die Silhouetten der Mormonen-Teebüsche eindrucksvoll abheben.

Spaziergänge und Wanderungen unternehmen

Der Kaibab Trail nach Cedar Ridge erstreckt sich mit beeindruckenden Ausblicken über eine Strecke von knapp fünf Kilometern. Wer noch nicht genug hat, gelangt nach weiteren fünf Kilometern zum Skeleton Point. Eine kürzere, aber schroffere und deshalb auch spektakuläre Tour ist mit etwa vier Kilometern der Grandview Trail, ein Rundwanderweg. Diese drei Touren bieten auf relativ kurzen Entfernungen bereits fantastische Aussichten.

Für richtige Outdoor Fans sind diese Spaziergänge möglicherweise zu kurz. Denen empfiehlt Eazeliff den Bright Angel Trail zum Plateau Point. Wer die knapp 20 Kilometer durch den Grand Canyon wandert, erlebt natürlich noch mehr Vielfalt und magische Momente. Der Bright Angel selbst ist zwar weniger spektakulär als der Kaibab, dafür bietet die Tour immer wieder grandiose Aussichten und endet an einem beeindruckenden Panorama mit Blick auf den Colorado River.

Ein weiterer Geheimtipp für erfahrene Bergwanderer ist eine Tour zum Aussichtspunkt auf den Horseshoe Mesa. Die anspruchsvolle Wanderung ist ein Rundweg über zehn Kilometer und bietet garantiert unvergessliche Aussichten auf den Canyon.

Die beste Reisezeit wählen

Um Menschenmengen zu vermeiden, lohnt sich ein Blick auf den Kalender. Die geschäftigste Zeit des Jahres ist vom Memorial Day bis zum Labour Day, das bedeutet von Ende Mai bis Anfang September. Das ist auch zugleich die heißeste Zeit des Jahres, besonders im Canyon. Die Menschenmassen verringern sich Ende August deutlich mit Ende der Schulferien. Auch viele Reisende aus Europa treten dann den Rückweg an.

Am wenigsten los ist in der Vorweihnachtszeit sowie im Januar und Februar. Auch im Oktober lohnt sich ein Besuch. Dann ist das Wetter noch vergleichsweise mild, die Espen wechseln ihre Farbe und garantieren herrliche Fotomotive. Die Menge der Besucher hat sich dann bereits auf wenige anspruchsvolle Reisende reduziert.

Den Besuchermassen entkommen

Wem nur die Hauptreisezeit zur Verfügung steht, der kann trotzdem den Touristenmassen gut entfliehen. Meist hilft es, einfach streckenweise zu Fuß zu gehen, oft sogar nur wenige Meter von den Parkplätzen entfernt. Eazeliff schlägt beispielsweise einen Spaziergang zum Shoshone Point vor. Dieser idyllische Aussichtspunkt ist nur zu Fuß zu erreichen und auch während der Hauptreisezeit kaum frequentiert. Dabei ist der knapp anderthalb Kilometer lange Fußweg durch einen herrlichen Wald relativ flach und einfach. "Nicht wirklich abenteuerlich, aber definitiv abseits der ausgetretenen Pfade", verspricht der Guide.

Nicht für sich allein hingegen ist, wer den Hauptcampingplatz Mather aufsucht. Gerade in den Sommermonaten wird er zu einer kleinen, ziemlich turbulenten Stadt. Das kann durchaus seinen Reiz haben. Wer es jedoch ruhiger möchte, steuert den weniger bekannten Ten-X Campground im Kaibab National Forest südlich von Tusayan an. Laut Eazeliff ist er ein Juwel, das sich selten füllt.

Wissenswertes über Geologie erfahren

In der Schule mag Geologie vielleicht langweilig sein, der Grand Canyon Nationalpark hält dagegen mit Sicherheit eine spannende Erdkunde-Stunde ab. Am Yavapai Point befindet sich ein kürzlich restauriertes Museum, das einen hervorragenden Einblick in die Geologie und Naturgeschichte des Grand Canyon bietet und einen Besuch wert ist.

Von dort aus starten unterschiedliche Touren und Themenwanderungen, die von erfahrenen Rangern geführt werden und viel Wissenswertes über die Entstehung des Canyons vermitteln. Wer noch tiefer in die Materie einsteigen möchte, findet zudem zahlreiche Bücher zur Geologie des Grand Canyons, die beim Hinabsteigen durch die unterschiedlichen Gesteinsschichten und ökologischen Zonen durchaus sehr aufschlussreich sind.

Per Maultier durch den Canyon reiten

Wer genug vom Laufen hat, setzt sich auf den Rücken eines Maultiers. Geführte Maultiertouren sind eine hervorragende Möglichkeit, sich im Grand Canyon abgaslos und fern der großen Touristenströme zu bewegen. Guide Eazeliff räumt ein, dass es nicht jedem liegt. Die Tour ist keine Luxusreise, denn die Tiere haben einen gewöhnungsbedürftigen Geruch. Für ungeübte Reiter ist es nicht gerade bequem und für Allergiker kommt die Tour gar nicht infrage. Trotzdem ist sie eine der beliebtesten Touren und die Perspektive vom Maultierrücken bietet wieder gänzlich andere, unvergessliche Eindrücke.

Essen im Grand Canyon National Park genießen

Wer im Grand Canyon unterwegs ist, sollte für ein paar Tage seine Ansprüche etwas herunterschrauben, rät Eazeliff. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Essen überall schlecht und überteuert ist. Seine Empfehlung ist das El Tovar. Auch die Arizona Room Lodge bietet eine freundliche Atmosphäre bei gutem Essen. Außerdem finden sich in den Städten Flagstaff und Williams eine Reihe guter Restaurants. Eazeliffs Spezialtipp: auf der Terrasse hinter der Bright Angel Lodge die Aussicht und ein Eis genießen.

Spektakuläre Sonnenuntergänge erleben

Selbstverständlich ist die Kulisse des Grand Canyons eine Bühne unvergesslicher Sonnenuntergänge. Dementsprechend gefüllt sind in den Sommermonaten die Hauptschauplätze des Spektakels. Hier empfiehlt Eazeliff, den Shuttlebus von der Hermit’s Rest Road zu einem der Aussichtspunkte zu nehmen und von dort aus zum nächsten Aussichtspunkt zu laufen. Später geht es per Shuttlebus wieder zurück. Die Aussichtspunkte entlang der Hermit’s Rest Road auf dem Rim Trail garantieren zu jeder Jahreszeit atemberaubend schöne Sonnenuntergänge.

Vor allem sind zur Sonnenuntergangszeit die Fußwege von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt kaum frequentiert. Wer sich sicher sein will, den Platz für sich allein zu haben, wartet einfach noch ein Weilchen, bis die anderen Touristen verschwunden sind. Gerade die stillen Momente, während der Canyon langsam in die Dunkelheit gleitet, sind die unvergesslichen.

Den amerikanischen Westen erkunden

Die unvergesslichen Landschaften des Westens der USA bieten noch viele spektakuläre Orte, die unser Reiseführer zeigt.

Schau ihn dir doch hier einmal an.

Deutsche Fassung: Ines Wagner
Original-Artikel: Andy Murdock, Lonelyplanet.com

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